Akwaaba – Leben in der Biosphäre

Seit März 2019 können sich kulturweit-Freiwillige auch in UNESCO-Biosphärenreservaten, in Naturerbestätten und Geoparks weltweit engagieren. Wie Menschen andernorts das Zusammenleben mit der Natur gestalten und in welchen globalen Zusammenhängen wir uns bewegen, hat Ronja Trübger in ihrem Freiwilligendienst im Biosphärenreservat Songor in Ghana erlebt.

Ronja bei der Arbeit im Reservat

Nach über einem Monat fühle ich mich bei meiner Arbeit im Songor Ramsar Site und UNESCO Biosphere Reserve sehr wohl. Das Reservat besteht bereits seit 2011 und ist wegen der einzigartigen Kombination aus Brackwasserlagune und Flussdelta zum UNESCO-Biosphärenreservat ernannt worden. Es gibt eine Mischung aus Süßwasser- und Salzwasser-Ökosystemen mit Inseln, Mangroven, Strand, Küsten, Savanne und kleinen geschützten Waldgebieten. Die Nutzung natürlicher Ressourcen und der Umweltschutz sollen von den lokalen Leitungen in den Kommunen weitestgehend selbst organisiert werden.

Hierzu treffen sich die jeweiligen Vertreter mit der Wildlife Division und Forestry Commission, um gemeinsam Themen wie Salzgewinnung, Mangrovenpflanzungen und Wassernutzung abzusprechen. Wichtig ist hier die Zusammenarbeit und gemeinsame Planung, da Probleme nicht vor den Distriktgrenzen halt machen. So wird beispielsweise dienstags nicht gefischt und donnerstags keine Landwirtschaft betrieben, sodass sich die Natur erholen kann. Das Office der Wildlife Division liegt in Big Ada, wo das Gelände und die Gärten mit der Forestry Commission und anderen Einrichtungen geteilt werden.

Wenn wir morgens um acht mit den Rädern zur Arbeit fahren, drehen wir als erstes die obligatorische Begrüßungsrunde auf dem Gelände, um allen einen guten Morgen zu wünschen. Auch in den Pausen trifft man sich oft zusammen im Schatten, quatscht und teilt das Mittagessen.

Ronja bei der Arbeit im Reservat Ronja bei der Arbeit im Reservat

Nach einem Monat werden mir immer noch neue Zusammenhänge und Probleme klar, mit denen sich die Kommunen und die Mitarbeiter des Reservats auseinandersetzen müssen. Besonders ein Treffen mit der Kommune in Totope an der Songor-Lagune hat mich sehr beeindruckt. Für eine Radiosendung haben wir mit „Radio Ada“ die Einwohner*innen in Totope über die lokalen Probleme und Veränderungen der letzten Jahre interviewt.

Es ging um geringe Fangquoten aufgrund der Meeresverschmutzung und der großen Fischtrawler, die auch illegal immer näher an der Küste fischen und verletzte Schildkröten als Beifang einfach wieder über Bord werfen. Die Fischer sind gezwungen, engmaschigere Netze zu verwenden und den damit verbundenen Rückgang der Artenvielfalt von Fischen und Vögeln zu fördern. Seit einiger Zeit fangen sie in der Lagune nur noch Quallen und Müll. Zudem ist die Lagune durch die Salzgewinnung und geringe Regenfälle zu salzig, um Mangroven anzupflanzen. Dadurch wird die Erosion der Küste verstärkt und die Existenz des Dorfes ist auf lange Sicht in Gefahr.

Und auch wenn es immer weniger Arbeit gibt, haben alle in der Vorstellungsrunde gesagt: „Ich bin ein Fischer“, oder „ich bin eine FischRäucherin.“ Sie sind stolz auf diese traditionellen Berufe und am Ende singen sie ein altes Dorflied über Freundschaft und Gemeinschaft. Männer, Frauen und Kinder, fast alle haben sich an dem Interview beteiligt und hatten viel zu erzählen. Sie möchten Veränderung und haben auch konkrete Vorstellungen. Es fehlt an Kontrollen und einem Notfalldienst wegen der illegalen Fischerei, sanitären Anlagen und Möglichkeiten einer Abfallentsorgung.

Manchmal kommt mir das ganze Reservat und das Zusammenleben von Mensch und Natur wie ein großes Ökosystem vor, in dem biotische und abiotische Faktoren verändert werden und eine Kettenreaktion an Folgen nach sich ziehen. Und ich habe in meinem kleinen beschränkten Horizont gedacht, dass der Meeresmüll das größte Problem darstellt.